16. Mai 2014
Kampagne zur Solidarischen Finanzierung läuft an +++ Beteiligung am Mietshäuser Syndikat +++ Konflikt um sogenannte „Wohnfolgekosten“
Nach der Kaufvereinbarung mit der ABG Holding Anfang April kommt das Hausprojekt Philosophicum jetzt in seine entscheidende Phase: Die Kampagne zur Solidarischen Finanzierung läuft an.
In den letzten Wochen hat die Projektgruppe, die seit Jahren für Erhalt und Umnutzung des 1960 eröffneten Seminargebäudes kämpft, die institutionellen Voraussetzungen für die Finanzierungskampagne geschaffen: Die Philosophicum GmbH ist in Gründung, das Konto für die Einwerbung von Direktkrediten eröffnet, Plakate und Flyer sind gedruckt, eine wöchentliche Sprechstunde läuft an.
Finanzierungskampagne: Direktkredite für das Philosophicum
Für Kauf und Revitalisierung des Philosophicums benötigt die Projektgruppe Direktkredite aus der Stadtgesellschaft als Eigenkapital. Einzelpersonen und Verbände erhalten im Philosophicum die Möglichkeit einer transparenten, sozialen und nachhaltigen Geldanlage, mit der ein politisch und sozial engagiertes Hausprojekt unterstützt wird. Die Kreditgeber*innen können das Geld entweder zinsfrei oder mit bis zu 2 Prozent verzinst im Philosophicum anlegen.
Je höher die Summe an Direktkrediten ist, desto günstiger sind auch die Konditionen für die Bankkredite, die darüber hinaus benötigt werden. Zinsgünstige Direktkredite sind für das Projekt Philosophicum der Schlüssel, um Mieten auf niedrigem Niveau zu ermöglichen.
Mehr Informationen unter: direktkredite.philosophicum.org
Das Mietshäuser Syndikat: Selbstverwaltung gegen Spekulation und Mietsteigerungen
Die Projektgruppe Philosophicum ist Mitglied im Mietshäuser Syndikat, einem Verbund selbstverwalteter Hausprojekte, entstanden Anfang der 1990er Jahre in Freiburg.
Das Mietshäuser Syndikat beteiligt sich an selbstverwalteten Hausprojekten, um die Gebäude dem Immobilienmarkt und damit der Spekulation zu entziehen. Dieses Modell ermöglicht auch Projekten ohne größeres Eigenkapital den Kauf ihrer Häuser. Diese werden nicht Eigentum des Syndikats, sondern einer GmbH, deren Gesellschafter der jeweilige Verein des Hausprojekts und die Mietshäuser Syndikat GmbH sind. Der Eigentumstitel der Immobilie liegt bei der GmbH. Hausverein und Mietshäuser Syndikat haben in der GmbH Stimmengleichheit, so dass Verkauf oder Umwandlung nur einvernehmlich möglich sind. Gleichzeitig profitieren die Projekte im Syndikat vom Austausch von Know-How und Erfahrungen.
Mehr Informationen unter: syndikat.org
Konflikt um sogenannte „Wohnfolgekosten“
Neben dem eigentlichen Kaufpreis von 6,1 Millionen veranschlagen Stadt Frankfurt und ABG Holding eine Beteiligung der Projektgruppe Philosophicum an den Kosten für soziale Infrastruktur (u.a. Kitas und Schulen) und den sogenannten Erschließungskosten auf dem Campus-Areal (Wege und Grünflächen) in Höhe von insgesamt knapp 1,9 Millionen Euro. Diese bisher nur geschätzte Gesamtkalkulation der Stadt ist extrem hoch angesetzt, die Summe für das Philosophicum exorbitant. Diese Zahlen, so sieht es bisher aus, sollen in den Kaufvertrag zwischen Projektgruppe Philosophicum und ABG Holding aufgenommen werden und von der Projektgruppe abgesichert werden. Das würde hohe Kosten für die Projektgruppe verursachen. Für diese Zahlen gibt es aber bisher keinerlei Grundlage. Die Projektgruppe, die selbst soziale Infrastruktur auf dem Campus schaffen will, fordert eine Beteiligung an den Planungen für die Gestaltung des Campus-Areals und am zu schließenden städtebaulichen Vertrag.
Pikant ist die Frage der Wohnfolgekosten vor allem auch, weil – wie der Presse zu entnehmen war – die Investoren, die ebenfalls am Kauf des Philosophicums interessiert waren, diese Kosten schon in ihre Kaufangebote von unter 8 Millionen Euro eingerechnet hatten. Damit wäre die Projektgruppe Philosophicum, die ein soziales Projekt auf dem Campus schaffen will, letztlich höchstbietend. Diese Tatsache muss bei den Verhandlungen um die Wohnfolgekosten berücksichtigt werden.
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Die Projektgruppe Philosophicum will in dem denkmalgeschützten, ehemaligen Seminargebäude auf dem Uni-Campus Bockenheim dauerhaft bezahlbaren Wohnraum für 150 Menschen sowie soziale Nutzungen für den Stadtteil schaffen. Hierfür arbeitet sie mit dem Mietshäuser Syndikat zusammen, einem solidarischen Zusammenschluss selbstverwalteter Wohnprojekte in ganz Deutschland. Geplant sind in dem Gebäude neben WGs, Single-Appartments und Familienwohnungen ein Stadtteil-Café, ein Waschhaus, eine Kita und andere soziale Nutzungen.
HAUSPROJEKT PHILOSOPHICUM E.V.
Leipziger Str. 91, 60487 Frankfurt
Sprechstunde Philosophicum:
freitags 16-19 Uhr (auch telefonisch: 069 / 719 149 44) im Stadtteilbüro Bockenheim, Leipziger Straße 91